Mainzer Erstaufführung des "Atto d'Orfeo"

Am 15. und 16. September präsentiert die Mainzer Hochschule für Musik in Kooperation mit dem Landesmusikrat Rheinland-Pfalz eine konzertante Aufführung des Atto d’Orfeo – der sogenannten Parma-Fassung der Azione teatrale Orfeo ed Euridice von Christoph Willibald Gluck.

Im Jahr 1768 wurde Gluck zum letzten Mal von der Kaiserin Maria Theresia gebeten, ein Familienfest mit einem eigens dafür komponierten Bühnenwerk auszustatten. Anlass dafür war die Hochzeit ihrer Tochter, der Erzherzogin Maria Amalia, mit dem Infanten Ferdinand von Spanien in Parma im darauffolgenden Jahr. Gluck nahm den Auftrag an und komponierte Le feste d’Apollo, ein Werk, das aus mehreren Einaktern besteht, die allegorisch auf die Hochzeitsfeierlichkeiten Bezug nehmen. Auf einen Prologo zu Beginn folgen drei thematisch unabhängige Akte pastoralen Charakters, der Atto di Bauci e Filemone, der Atto d’Aristeo und der abschließende Atto d’Orfeo. Die vierteilige Festoper wurde während der Hochzeitsfeierlichkeiten aber nicht zusammenhängend aufgeführt. Am Premierenabend, dem 24. August 1769 stand lediglich der Atto d’Orfeo auf dem Programm, bei dem es sich um eine Neufassung von Glucks Azione teatrale per musica in drei Akten Orfeo ed Euridice handelt, die 1762 in Wien uraufgeführt worden war. Mit jenem Werk hatte Gluck seine Opernreform begründet und auch heute noch zählt der Orfeo, den Gluck 1774 für Paris ein weiteres Mal umgearbeitet hat, zu seinen bekanntesten Werken.
Die entscheidende Änderung, die Gluck vornehmen musste, war die Transposition der Titelrolle: Während der Orfeo in Wien von dem damaligen Star-Altkastraten Gaetano Guadagni gesungen wurde, übernahm diese Partie in Parma der ebenso bekannte Soprankastrat Giuseppe Millico, für den Gluck die Arie "Deh placatevi con me" darüber hinaus mit einer zusätzlichen Koloratur versehen hat. Zudem musste die Instrumentierung dem an Bläsern ärmeren Orchester in Parma angepasst werden.

Die Noten der gesamten Festoper, d. h. Partitur und Stimmenmaterial, sind niemals im Druck erschienen, sondern nur in zeitgenössischen Abschriften überliefert. Im Rahmen der Gluck-Gesamtausgabe wird derzeit eine wissenschaftlich-kritische Edition der Oper erarbeitet.

Ausführende: Tabea Graser (Orfeo), Angela Shin (Euridice), Maria Dehler (Amore), Mainzer Kammerorchester, Landesjugendchor Rheinland-Pfalz (Einstudierung Andreas Ketelhut)
Musikalische Leitung: Christian Rohrbach

Donnerstag, 15. September 2016, 19.30 Uhr, Hochschule für Musik (HfM), Mainz, Roter Saal

Freitag, 16. September 2016 , 19.30 Uhr, Kirche St. Peter, Große Bleiche, Mainz

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