Publikation des Bandes "Le nozze d'Ercole e d'Ebe" (III/11)

Le nozze d'Ercole e d'Ebe (III/11), herausgegeben von Tanja Gölz, Bärenreiter-Verlag, Kassel, 2009.

Mit der Edition des 1747 in Pillnitz bei Dresden uraufgeführten Dramma per musica Le nozze d'Ercole e d'Ebe erscheint Glucks erstes Werk, das er als Mitglied einer Operngesellschaft komponierte, und zugleich sein frühestes Gelegenheitswerk für höfische Festivitäten. Entstehungsanlass war die im Sommer 1747 vom Dresdner Hof ausgerichtete Doppelhochzeit zwischen der Prinzessin Maria Anna von Sachsen und dem Kurfürsten Maximilian III. Joseph von Bayern sowie der bayerischen Prinzessin Maria Antonia Walpurgis und des Kurprinzen Friedrich Christian von Sachsen. Verschiedene Komponisten und ausführende Ensembles haben den musikalischen Rahmen der Vermählungsfestivitäten mitgestaltet, denn parallel zu dem von Johann Adolf Hasses Schaffen dominierten Hofopernbetrieb bildete sich zu jener Zeit mit der italienischen Oper als Gastspiel ein zusätzlicher Aufführungsmodus heraus. Der renommierten Wandertruppe Pietro Mingottis kam somit die Aufgabe zu, neben ihren kommerziellen Darbietungen innerhalb der Dresdner Stagione Aufführungen für die Hochzeitsfeierlichkeiten beizusteuern. Dass Gluck hierbei „nur“ die Komposition des huldigenden Gelegenheitsfestspiels zufiel, verweist auf seinen nachgeordneten Status, den er in dieser Phase der ersten dokumentierten Zusammenarbeit mit Mingotti in dessen Operntruppe inne hatte. Le nozze d'Ercole e d'Ebe bildete am 29. Juni 1747 als Freiluftaufführung im Garten von Schloss Pillnitz den Abschluss der dreiwöchigen Festivitäten; die Oper wurde am 24. Juli noch einmal wiederholt.

Der Verfasser der bereits zuvor von Nicola Porpora vertonten Textvorlage ist nicht bekannt. In ihrer allegorischen Ausprägung dient die auf den festlichen Anlass ausgerichtete Handlung um Herkules’ Vermählung mit Hebe vornehmlich der Ehrenbezeugung der zu feiernden Personen, eine angefügte Licenza unterstreicht den Huldigungscharakter. Aus Zeitgründen, aber wohl auch in dem Bewusstsein, sich mit diesem Auftrag nicht im Wirkungskreis Hasses etablieren zu können, entlehnte Gluck fast ein Drittel der Oper eigenen Werken und griff zudem auf fremdes Material zurück, indem er dem ersten Satz seiner Sinfonia den Anfangssatz der Sinfonia in G-Dur seines mutmaßlichen Mailänder Lehrmeisters Giovanni Battista Sammartini zugrunde legte. Formal gliedert sich das pastorale Festspiel in zwei gleichmäßige Teile mit jeweils sechs Nummern, wobei der erste Akt mit einem Duett und der zweite mit einem als "Coro" bezeichneten Quartett der vier Darsteller beschlossen wird. Mit Ausnahme des Coro folgen die Vokalnummern dem Da-capo-Schema; inhaltlich handelt es sich vornehmlich um Gleichnisarien. Die Instrumentation sieht neben Streichern Flöten, Oboen und Hörner vor.

Die Hauptquellen der Edition bilden zwei zeitgenössische Partiturabschriften, die in der Bayerischen Staatsbibliothek, München und in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek, Dresden aufbewahrt werden. Beide wurden in Dresden von denselben dort tätigen Schreibern und in unmittelbarer zeitlicher Nähe zur Uraufführung angefertigt, vermutlich jeweils als Exemplar für die Musikaliensammlung der verehelichten Fürstenpaare. Die mit der bayerischen Kurfürstin Maria Anna nach München gelangte Abschrift zeichnet sich dadurch aus, dass die Textunterlegung in einigen Rezitativen und Gesangsnummern von Glucks Hand erfolgt ist und sich in diesen Partiturabschnitten zudem autographe Korrekturen und Ergänzungen im Notentext finden. Aufgrund ihres hieraus resultierenden Status’ als Teilautograph wurde dieser Quelle bei editorischen Einzelentscheidungen der Vorzug gegeben.

Von den beiden für die Uraufführung gedruckten Textbüchern ist nur das zweisprachige erhalten geblieben; es bildet gemeinsam mit den musikalischen Hauptquellen die Grundlage für die Edition der Textunterlegung und wird in dem Band gemäß den Richtlinien der Gluck-Gesamtausgabe vollständig faksimiliert. Der üblichen Band-Gestaltung entsprechend, finden sich in der Ausgabe neben dem Notentext Vorwort, Bildbeigaben und Kritischer Bericht.

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