Tema quell'alma audace (aus Arsace, Mailand 1743)
GluckWV 3.1.1.1
Allgemeines
GGA-Band: III/1
Wotquenne-Nummer: A.4 (S. 13)
Werktyp: Arie
Uraufführungsort: 26. Dezember 1743, Mailand, Teatro Regio Ducale
Besetzung: Orcano, grande del regno (Tenore); Archi; Cembalo
Informationen zur Uraufführung:
Ausführender: Orcano - Francesco Trivulzi
Authentizität: zugeschrieben
Personen
- Sänger:
- Trivulzi, Francesco (Orcano, Mailand 1743)
Genese
Entstehung:
Zur Eröffnung der Karnevalssaison 1744 des Mailänder Teatro Regio Ducale wurde am 26. Dezember 1743 das Pasticcio Arsace aufgeführt, vermutlich unter Glucks Leitung, der La Sofonisba als zweite Karnevalsoper beisteuerte und in seiner Funktion als Maestro di capella auch für die Einrichtung und Einstudierung der ersten Oper zuständig gewesen sein mag. Es handelt sich hierbei nicht um eine Neuvertonung, sondern um eine adaptierte Version mit teilweise unklarer Autorschaft. Ein handschriftlicher Vermerk in einem Libretto-Exemplar verweist auf Giovanni Battista Lampugnani als ursprünglichen Autor: Dieser hatte 1741 für die Herbstmesse in Crema bereits einen Arsace komponiert, zu dem sich neben dem Libretto eine Partiturabschrift des ersten Aktes erhalten hat.
Für das Pasticcio von 1743 ist keine vollständige Partitur nachweisbar, sondern nur Einzelabschriften, innerhalb derer acht Arien und ein Accompagnato-Rezitativ unter Glucks Namen überliefert sind, sodass man ihn lange Zeit als Komponisten des ersten Aktes annahm. Die beiden Arien "Se fido l'adorai" und "Perfido, traditore" aus der Mailänder Produktion sind jedoch Lagpugnanis Arsace (Crema 1741) zuzuordnen, während "Colomba innamorata" seiner Semiramide riconosciuta (Rom 1741) entstammt und "Sì, vedrò, quell'alma ingrata" mit leichten Textmodifikationen seinem 1743 in Venedig wiederaufgeführtem Ezio entlehnt wurde. Auch das dazugehörige Rezitativ "No, che non ha la sorte" scheint eher nicht von Gluck zu stammen, wie der Vergleich mit der äußerst differenzierten Gestaltung der Accompagnato-Rezitative seiner Opern Demofoonte, La Sofonisba und Ipermestra zeigt. Die Arie "Sì, cadrà con grave scempio" wiederum ist Andrea Bernasconis Temistocle (Padua 1740) zuzuordnen, womit für alle diese Arien eine Autorschaft Glucks auszuschließen ist. Ebenso unwahrscheinlich ist sie im Falle der Arie "Benché copra al sole il volto", die sich durch erhaltene Bearbeitungen desselben Kontextes eher einer venezianischen Pasticcio-Produktion des Arsace zuordnen lässt und vermutlich von dem hieran beteiligten Kastraten Giovanni Carestini in die Mailänder Produktion übernommen wurde.
Für zwei Arien jedoch ist Gluck durchaus als Autor anzunehmen: im Falle der Arie "Tema quell'alma audace", weil sie der Partie des Orcano angehört, die erstmals dem Mailänder Arsace hinzugefügt wurde. Bei der zweiten Gluck zuzuschreibenden Arie handelt es sich um "Quando ruina con le sue spume", deren Vertonung von derjenigen Lampugnanis abweicht. Hinzu kommt, dass die Partie des Orcano ebenso wie die des Megabise – zu der letztgenannte Arie gehört – von Sängern ausgeführt wurden, die in dieser Saison ihr erstes Engagement bestritten und demnach keine Stücke aus vorangegangenen Produktionen übernommen haben können. Dies lässt plausibel erscheinen, dass Gluck im Zuge der Einrichtung des Mailänder Arsace beide Arien neu vertonte.
(Vgl. das Vorwort von Tanja Gölz zu Fragmentarisch überlieferte Opere serie, GGA III/1, Kassel usw. 2017)
Uraufführungsort:
Werkteile
Aria: "Tema quell'alma audace" (Orcano)
Akt: I
Szene: 4
(Allegro); V.I/II, Va., Vc., B.; Cembalo
incipit G xF c/ 4''Gq6E({8DC'B})4A''F/q6A({8GFE})2D4'G/FED''F/q6A({8GFE})2D
incipit g xF c/ 4D8.C6,B4A'F/({8GFE})2D4,G/FED'F/({8GFE})2D
Tema quell'alma audace, che con insano orgoglio
incipit g xF c/ 2C{8GE}{DC}/4,B2'C4,A/AG2-/
Tu fortunato intanto
Übernahmen
keine
Quellen
Musik
Handschriften
Abschrift
Das ganze Werk
Signatur: B-Bc, Q 12.803 MSM
Fundort: B-Bc
Datierung: Ende des 19. Jh.
Qualität: Originalgestalt
Überlieferungsform: Partitur
Beschreibung:
Hochformat: 34,4 x 26,7 cm, Abschrift nach F-Pn, D 4714, Teil einer Sammelhs. mit acht Arien und einem Accompagnato-Rezitativ aus dem Pasticcio Arsace (Mailand 1743)
Signatur: CH-BEl, SLA-Mus-JL MLHs 3
Fundort: CH-BEl
Datierung: um 1908
Qualität: Originalgestalt
Überlieferungsform: Partitur
Beschreibung:
Querformat: 17,5 x 27 cm, Teil einer Sammelhs. (Chr. W. von Gluck / Arsace), Abrschirft nach der quelle CH-BEl, MLHs 32a/10
Quellennachweise:
Lengsdorf 1, S. 4; Lengsdorf 2, S. 1; RISM Online ID no. 400110502
Personen:
Signatur: CH-BEl, SLA-Mus-JL MLHs 32a/10
Fundort: CH-BEl
Datierung: Ende des 19. Jh.
Qualität: Originalgestalt
Überlieferungsform: Partitur
Beschreibung:
Hochformat: 35 x 27,5 cm, S. 158–171, Abschrift nach der Quelle F-Pn, D 4714, Nr. 10 einer Sammelhs. (Airs, Scènes et Duos Italiens, Tome 4) mit 27 Abschriften einzelner Nummern folgender Werke Glucks: Demofoonte, Il Tigrane, La Sofonisba, Ipermestra, La Semiramide riconosciuta, Alceste sowie einzelner Arien aus dem Pasticcio Arsace (Mailand 1743)
Quellennachweise:
Lengsdorf 1, S. 4; Lengsdorf 2, S. 7; RISM Online ID no. 400110665
Personen:
Signatur: CH-BEl, SLA-Mus-JL MLHs 42/20
Fundort: CH-BEl
Datierung: um 1908
Qualität: Originalgestalt
Überlieferungsform: Partitur
Beschreibung:
Querformat: 27 x 36 cm, S. 131–137, Abschrift nach F-Pn, 4714, Teil einer Sammelhs. mit 20 Abschriften einzelner Nummern aus Glucks Il Tigrane sowie einzelner Arien aus dem Pasticcio Arsace (Mailand 1743)
Quellennachweise:
Lengsdorf 2, S. 13; RISM Online ID no. 400110784
Personen:
Signatur: F-Pn, D 4714
Fundort: F-Pn
Datierung: 18. Jh.
Qualität: Originalgestalt
Überlieferungsform: Partitur
Beschreibung:
Querformat: 22,5 x 29,5 cm, S. 141–(151), Teil des 3. Bandes einer 4-bändigen Sammelhs. (Gluck - Airs, Scènes, Duos Italiens); der 3. Bd. enthält 27 Abschriften einzelner Nummern folgender Werke Glucks: Demofoonte, Il Tigrane, La Sofonisba, Ipermestra, La Semiramide riconosciuta, Alceste sowie einzelner Arien (Gluck, Lampugnani) aus dem Pasticcio Arsace (Mailand 1743)
Quellennachweise:
Tiersot, S. 18
Text
Drucke
Libretto
Das ganze Werk
Signatur: Mailand (1743)
Fundorte:
- I-Bc
- I-LDEsormani
- I-Mb
- I-Mc
- I-Ms
- I-Rc
- I-Rn
Datierung: 1743
Untertyp: Libretto
Qualität: Originalgestalt
Überlieferungsform: Uraufführungslibretto
Beschreibung:
ARSACE / DRAMMA PER MUSICA / Da rappresentarsi nel Regio Ducal Teatro / di Milano nel Carnovale dell'Anno 1744. / DEDICATO / A SUA ALTEZZA / IL SIGNOR / GIORGIO CRISTIANO / DEL SACRO ROMANO IMPERO / PRINCIPE DI LOBKOWITZ, / DUCA DI SAGAN ec. / (...) / (Vignette) / IN MILANO, MDCCXLIV. / Nella Regia Ducal Corte, per Giuseppe Richino / Malatesta Stampatore Regio Camerale. / Con lic. de' Superiori.
S. (I–X) + S. 1–51; italienisch, Arie "Tema quell'alma audace" auf der S. 5
Quellennachweise:
Sartori 2872; Digitalisat (ex I-Mb): http://www.braidense.it/risorse/dj.php?bib=IT-MI0185&ser=7&inv=70003147; Digitalisat (ex I-Rn): https://books.google.it/books?id=FeX7u5eDSrgC&hl=de&pg=PP1
Personen:
Literatur
Gölz, Tanja: Gluck's Contribution to the Pasticcios Arsace and La finta schiava, in: Operatic Pasticcios in 18th-Century Europe. Contexts, Materials and Aesthetics, hrsg. von Berthold Over und Gesa zur Nieden, Bielefeld 2021, S. 687–704. ISBN/ISSN: 9783837648850
Hortschansky, Klaus: Gluck und Lampugnani in Italien. Zum Pasticcio 'Arsace', in: Studien zur italienisch-deutschen Musikgeschichte III (= Analecta Musicologica 3), hrsg. von Friedrich Lippmann, Köln–Graz 1966, S. 49–64.
Hortschansky, Klaus: Parodie und Entlehnung im Schaffen Christoph Willibald Glucks (= Analecta Musicologica 13), Köln 1973. ISBN/ISSN: 387252058X, 9783872520586
Tiersot, Julien: Les premiers opéras de Gluck. D'après un manuscrit du Conservatoire de Paris, in: Gluck-Jahrbuch 1 (1913), hrsg. von Hermann Abert im Auftrag der Gluck-Gesellschaft, Leipzig 1914, S. 9–27.
Erstellt von: Yuliya Shein
Zitierhinweis:
Christoph Willibald Gluck. Sämtliche Werke, GluckWV-online, URI:
https://www.gluck-gesamtausgabe.de/id/3-01-01-1 (06.10.2024)