Sinfonie in D-Dur (7.4.2 Incerta)

GluckWV 7.4.2

Allgemeines

GGA-Band: V/2

Wotquenne-Nummer: 2D.3

Werktyp: Sinfonie

Werkbezeichnung: Sinfonia, Sinfonie, Ouverture, Concerto

Uraufführungsort: , unbekannt

Besetzung: Ob.I/II; Cor.I/II, Trbe.I/II; V.I/II, Va., Vc., B.; Cembalo

Authentizität: zweifelhaft

Genese

Entstehung:

Zeitpunkt und Umstände der Entstehung sind unbekannt. Das Stück ist durch elf zeitgenössische und vier jüngere Abschriften sowie durch einen zeitgenössischen Druck überliefert. Dabei wird die Sinfonie fünf verschiedenen Autoren zugeordnet, nämlich Gluck, Giorgio Giulini, Andrea Bernasconi, Giovanni Battista Lampugnani und Johann Stamitz.
Ausgehend von der Quellenlage wird von einer Zuweisung zu den Werken Stamitz' abgesehen: Die Autorenzuordnung stammt definitiv von anderer Hand als das Notenmaterial (S-L, Saml. Kraus 308). Sie wurde durch den Director musices der Lunder Universität, Friedrich Wilhelm Kraus (1724–1781), hinzugefügt, von dessen Hand auch die zusätzlichen, möglicherweise von ihm komponierten Oboen- und Paukenstimmen geschrieben sind. Der eigentliche Stimmensatz ist anonym überliefert und zeigt zudem (aufgrund gleichlautender Fehler) Übereinstimmungen mit der zeitgenössischen Partiturabschrift (S-Skma, Od-R), welche die Sinfonie unter Glucks Namen überliefert und möglicherweise als Vorlage für das Lunder Material diente. Während zur potenziellen Autorschaft Glucks und Giulinis keine über die Namensnennung in den Quellen hinausgehenden Belege eruierbar sind, wird die Autorschaft Bernasconis oder Lampugnanis anderweitig bekräftigt. Die Autorschaft Bernasconis wird durch den zeitgenössischen Druck tradiert (Venier: Paris ca. 1755). Sein Name war in Paris nicht unbekannt: Bereits am 13. Juni 1753 kündigten die Annonces, Affiches et Avis divers eine neue Sinfonie von ihm im Programm eines Concert spirituel an. Es wäre vorstellbar, dass die Sinfonie in D-Dur GluckWV 7.4.2 beim avisierten Konzert gespielt wurde, an Publikumsinteresse gewann und entsprechende Verbreitung durch den Druck fand. Da aber nicht belegbar ist, welche Sinfonie bei der Aufführung erklang, bleibt diese Überlegung hypothetisch. Der Name Lampugnanis ist in der Abschrift aus der Musikaliensammlung des schwedischen Diplomaten Baron Carl Leuhusen überliefert (S-Skma, Leuhusens saml.). Dieses Manuskript ist mit "C: L: 1753" signiert und stammt demnach aus der Zeit von 1752 bis 1755, als Leuhusen im Rang eines Chargé d'affaires bei der schwedischen Gesandtschaft in Spanien beschäftigt war. Ebendann, und zwar spätestens im Herbst 1753 hielt sich Lampugnani in Spanien auf, wo er persönlich die Aufführung seiner Oper Il Vologeso vorbereitete und auch leitete. Das mögliche Szenario, dass die Vologeso-Ouvertüre als ein Glanzstück der Oper Verbreitung in den Abschriften für Musikliebhaber fand, ist denkbar. Leider ist die Musik der Oper nicht überliefert, so bleibt die obige Überlegung rein hypothetisch.
Auch auf stilistischer Ebene lassen sich aufgrund der Ähnlichkeiten derartiger Werke nach dem Modell italienischer Opernouvertüren keine eindeutigen Argumente für eine gesicherte Autorschaft vorbringen. Allgemein ist festzustellen, dass es nach heutigem Kenntnisstand weder aus stilistischen Gründen noch aus der Perspektive der Überlieferung klare Belege gibt, die Sinfonie in D-Dur GluckWV 7.4.2 einem bestimmten Autor zuzuweisen – die Frage der Autorschaft bleibt somit offen.
(Vgl. das Vorwort von Yuliya Shein zu Sinfonien / Einzelne Instrumentalstücke, GGA V/2, Kassel usw. 2018.)

Uraufführungsort:

Werkteile

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Allegro

Allegro; V.I/II, Va., Vc., B.; Ob.I/II; Trbe.I/II, Cor.I/II; Cembalo

incipit G xFC c 6-{,AB'C}/2D4DD/{8DCDC}{8DCDE}/{FEFE}{FEFG}/

Andante

Andante; V.I/II, Va., Vc., B.; Cembalo

incipit G xFCG 2/4 (6{''EDC})4C{6'BG}/{8AE}-A/(6{BGA})({6''D'B''C})(6{FDE})({6AGF})/4ED/C6-

Presto

Presto; V.I/II, Va., Vc., B.; Ob.I/II; Trbe.I/II, Cor.I/II; Cembalo

incipit G xFC 3/8 {6''ABAGFE}/{FGABAB}/{ABAGFE}/{FGABAB}/

Übernahmen

keine

Quellen

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Musik

Handschriften

Abschrift

Das ganze Werk

Signatur: A-Wgm, XIII 18964 (verschollen)

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Stimmen

Beschreibung:

6 Stimmen

Personen:

Signatur: B-Bc, W 7348

Fundort: B-Bc

Datierung: 18. Jh.

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Stimmen

Beschreibung:

11 Stimmen, Querformat: 24 x 30 cm, 15 Bl.

Quellennachweise:

RISM Online ID no. 703003890

Personen:

Signatur: B-Bc, X 8035

Fundort: B-Bc

Datierung: Mitte oder zweite Hälfte des 19. Jh.

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Partitur

Beschreibung:

Querformat: 17,3 x 22,5 cm, S. 101–123, Teil einer Sammelhs. mit elf Gluck zugeschriebenen Sinfonien

Personen:

Signatur: B-Br, Ms III 1512 Mus

Fundort: B-Br

Datierung: 18. Jh.

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Stimmen

Beschreibung:

2 Stimmen, Hochformat: 30,5 x 23,5 cm, 4 Bl.; zum unter der Signatur B-Br Ms III 1511 (13) Mus aufbewahrten Stimmensatz gehörig

Quellennachweise:

RISM Online ID no. 700010388

Signatur: B-Br, Ms III 1511 (13) Mus

Fundort: B-Br

Datierung: 18. Jh.

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Stimmen

Beschreibung:

4 Stimmen, Querformat: 23 x 31 cm, 6 Bl., zum unter der Signatur B-Br-Ms III 1512 Mus aufbewahrten Stimmensatz gehörig

Quellennachweise:

RISM Online ID no. 704002015

Personen:

Signatur: CH-BEb, Mss.h.h.IV.181 (8)

Fundort: CH-BEb

Datierung: 18. Jh.

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Stimmen

Beschreibung:

6 Stimmen, Querformat: 21,5 x 28 cm, 10 Bl., Provenienz: Familienarchiv May (Schloss Hünigen)

Quellennachweise:

RISM Online ID no. 400196141

Personen:

Signatur: CH-BEl, SLA-Mus-JL MLHs 38/5

Fundort: CH-BEl

Datierung: Ende des 19. Jh.

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Partitur

Beschreibung:

Querformat: 23 x 29 cm, S. 97–210, Abschrift nach B-Bc, X 8035, Teil einer Sammelhs. mit elf Gluck zugeschriebenen Sinfonien

Quellennachweise:

Lengsdorf 1, S. 19; Lengsdorf 2, S. 11; RISM Online ID no. 400110736

Personen:

Signatur: CH-SAf, MusSAf.Ms.661

Fundort: CH-SAf

Datierung: 18. Jh.

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Stimmen

Beschreibung:

Nur V.I-Stimme, Hochformat: 35 x 24 cm, 2 Bl.

Quellennachweise:

RISM Online ID no. 400006914

Personen:

Signatur: CZ-Bm, A 27 313

Fundort: CZ-Bm

Datierung: vor 1771

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Stimmen

Beschreibung:

6 Stimmen, Hochformat: 33,5 x 20,6 cm und Querformat: 16,7 x 20 cm, 8 Bl., Provenienz: Benediktinerkloster Rajhrad

Personen:

Signatur: CZ-Pnm, XXXIV E 205

Fundort: CZ-Pnm

Datierung: 1760er-Jahre

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Stimmen

Beschreibung:

8 Stimmen, Querformat: ca. 22,5 x 29,5 cm, 12 Bl., Wiener Provenienz, Teil der Musikaliensammlung der Grafenfamilie Waldstein und Wartenberg zu Dux

Personen:

Signatur: D-B, Mus. ms. 7833

Fundort: D-B

Datierung: 18. und 19. Jh.

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Stimmen

Beschreibung:

16 Stimmen, 30 Bl. + Umschlag, 1. Teil: 6 Stimmen, Hochformat: 33,5 x 22,7 cm, 10 Bl., 2. Teil: 10 Stimmen, Hochformat: 34 x 23 cm, 20 Bl., Provenienz: Königliche Bibliothek, Berlin

Quellennachweise:

RISM Online ID no. 452020228

Personen:

Signatur: F-Pn, Ac.e10.1076

Fundort: F-Pn

Datierung: Ende des 19. oder Anfang des 20. Jh.

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Partitur

Beschreibung:

Querformat, S. 127–148, Abschrift nach B-Bc, X 8035, Teil einer Sammlung mit neun Gluck zugeschriebenen Sinfonien

Personen:

Signatur: S-L, Saml. Kraus 308

Fundort: S-L

Datierung: vor 1781

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Stimmen

Beschreibung:

14 Stimmen, Quer- und Hochformat, 23 Bl. + Umschlag, Provenienz: Musikalienbestand des Universitätsorchesters in Lund

Quellennachweise:

RISM Online ID no. 190002515

Personen:

Signatur: S-Skma, Leuhusens saml.

Fundort: S-Skma

Datierung: 1753

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Stimmen

Beschreibung:

3 Stimmen, Querformat: 22 x 29,5 cm, 6 Bl.

Quellennachweise:

RISM Online ID no. 190021542

Personen:

Signatur: S-Skma, Od-R

Fundort: S-Skma

Datierung: 18. Jh.

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Stimmen

Beschreibung:

5 Stimmen, Hochformat, 10 Bl.

Quellennachweise:

RISM Online ID no. 190011629

Personen:

Signatur: S-Skma, Od-R

Fundort: S-Skma

Datierung: 18. Jh.

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Partitur

Beschreibung:

Querformat: 17,5 x 24,5 cm, 4 Bl. + Umschlag

Quellennachweise:

RISM Online ID no. 190011629

Personen:

Signatur: US-Wc, M 1505. G55

Fundort: US-Wc

Datierung: 1926

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Partitur

Beschreibung:

Teil einer 5-bändigen Sammelhs. mit Abschriften einzelner Nummern folgender Werke Glucks: Demofoonte, Il Tigrane, La Sofonisba, Ipermestra, L'Ippolito, La Semiramide riconosciuta, La clemenza di Tito, L'innocenza giustificata, Orfeo ed Euridice, Alceste, Armide sowie einzelner Arien (Lampugnani, Gluck, Bernasconi, unbekannt) aus dem Pasticcio Arsace (Mailand 1743), der Arien "Che legge spietata", "Per tutto il timore" und "Padre rammenta" nicht gesicherter Autorschaft sowie der Arie "Sparge al mare" (Merope, Rom 1740) von Giuseppe Scarlatti, Abschriften nach F-Pn, D 4712–4715, zudem Abschriften von neun Sinfonien

Personen:

Drucke

Das ganze Werk

Signatur: Paris ca. 1755

Fundorte:

  • GB-Lbl
  • I-Vc

Datierung: ca. 1755

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Stimmen

Beschreibung:

VI / OUVERTURE / A PIU STROMENTI, / COMPOSTE / da varri [sic] / AUTORI, / 1° dell. Sig.r JOMELLI. 2° dell. Sig.r HASSE. 3° dell. Sig.r GRAUN. 4° dell. Sig.r OCXBAURG. [sic] 5° dell. Sig.r CONTE GIULINI. 6° dell. Sig.r BERNASCONI. / fait Gravé par M.r Venier. / OPERA SECONDA. / Prix 9.lt / A PARIS, / Chés [sic]{ M.r Vernadé, M.d rue du Roule, à la Croix d’Or. / M.r Bayard, M.d S.t Honoré à la règle d’Or / M.elle Castagnery, rue des Prouvaires, à la Musique Royale./ M.r Mangean, rue aux Ours à la Pomme d’Or.} / AVEC PRIVILEGE DU ROY. / On vend les parties de Cors de Chasse séparement [sic].

4 Stimmen, Paris ca. 1755

Personen:

Literatur

Chen, Jen-yen: The Sachsen-Hildburghausen Kapelle and the Symphonies of Christoph Willibald Gluck, in: Ad Parnassum. A Journal on Eighteenth- and Nineteenth-Century Instrumental Music, Bd. 1, Nr. 2, Oktober 2003, Bologna 2003, S. 81–109. ISSN: 17223954; auch in: Gluck, hrsg. von Patricia Howard, Farnham – Burlington 2015, S. 73–101. ISBN/ISSN: 9781472443205

Gerber, Rudolf: Unbekannte Instrumentalwerke von Chr. W. Gluck, in: Kongreß-Bericht. Gesellschaft für Musikforschung. Lüneburg 1950, hrsg. von Hans Albrecht, Helmuth Osthoff und Walter Wiora, Kassel usw. 1950, S. 104ff.; auch in: Die Musikforschung 4, Heft 3, Kassel usw. 1951, S. 305–318. ISBN/ISSN: 00274801

LaRue, Jean: Gluck or Pseudo-Gluck?, in: Die Musikforschung 17, Heft 3, Kassel usw. 1964, S. 272–275. ISBN/ISSN: 00274801

Erstellt von: Yuliya Shein
Zitierhinweis: Christoph Willibald Gluck. Sämtliche Werke, GluckWV-online, URI: https://www.gluck-gesamtausgabe.de/id/7-04-02-0 (29.03.2024)

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