Pèlerins, Les
GluckWV 2.2.62
Allgemeines
Wotquenne-Nummer: deest
Werktyp: Ballett
Werkbezeichnung: Ballet
Uraufführungsort: 4. Januar 1762, Wien, Burgtheater
Authentizität: zugeschrieben (Musik verschollen)
Personen
- Choreograph:
Genese
Entstehung:
Am 4. Januar 1762 berichtet Philipp Gumpenhuber in seinem Verzeichnis des Burgtheaters1 von einer Aufführung, bei der Voltaires Nanine, ou Le Péjugé vaincu (1749) sowie Le Tuteur dupé und als neues Ballett Les Pèlerins gegeben wurde, dem jedoch kein großer Erfolg vergönnt war ("mal reussi"). Die Titelbezeichnung des Balletts legt eine Verbindung mit der Opéra-comique La Rencontre imprévue, ou Les Pèlerins de la Mecque nahe. Der Hinweis auf die schlechte Aufnahme lässt jedoch auch an eine andere Vorlage denken, da sich türkische Sujets normalerweise großer Beliebtheit erfreuten und gute Aufnahme fanden. In Paris war 1760 auf der Bühne der Foire Saint-Germain ein Ballett mit dem Titel Les Pèlerins de Courtille gezeigt worden, eine Parodie auf Rameaus erfolglose Comédie-ballet Les Paladins. Da diese ebenfalls schlecht aufgenommen wurde,2 ist es unwahrscheinlich, dass sie als Vorlage für das Wiener Ballett diente. Hingegen könnte Louis Fuzeliers Opéra-comique Les Pèlerins de Cythère von 1713 zur Inspiration gedient haben, ein Sujet, dass sich nicht erst seit Antoine Watteaus gleichnamigen Gemälden großer Beliebtheit erfreute.
In Wien wurde das Ballett trotz des geringen Erfolgs in der verbleibenden Saison 1761/62 mehrfach wiederholt (6., 13., 16., 23., 30. Januar sowie 10. und 15. Februar 1762). Dass es sich bei der Choreographie um eine Schöpfung Gasparo Angiolinis handelte, geht aus Gumpenhubers Aufzeichnungen eindeutig hervor. Die Zuschreibung zu den Werken Glucks erfolgte aufgrund seiner Position als Komponist der Ballettmusik am Wiener Burgtheater in der Saison 1761/62.
Laut Repertoire von Philipp Gumpenhuber3 waren in der Saison 1761/62 am Burgtheater folgende Tänzerinnen und Tänzer engagiert:
Tänzerinnen
[Louise] Joffroy[-Bodin]
[Marianne] Le Clairc [Le Clerc]
[Maria Ester] Boccherini
[Theresa] Wismar
[Carolina] Grandchamp
[Maria Anna] Eloin [Héloin]
[Adriana] Giropoldi
[Eva] Rott(in)
[Susanne] Mitt(in)
Rosalie [Granget]
[Thérèse ?] De Kamp [Decamp]
[Marie] Granget
Tänzer
[Gasparo] Angiolini
[Jean] Dupré
[Louis] Frossard
[Vincenzo] Turchi
[Pierre] Bodin
[Annibale] Barsi
[Antoine] Gobert
[Antoine] Durval
[Jean Baptiste] Grandchamp
[Jacques] Eloin [Héloin]
Querin [Vorname unbekannt]
[Johann] Hopp
[Philipp] Gumpenhuber
2Vgl. Mercure de France, April 1760, S. 200.
3Vgl. Philipp Gumpenhuber, Répertoire de tous les Spectacles qui ont été donnés au Théâtre près de la Cour, "État du Theatre pour les Spectacles François" 1761 (A-Wn, Mus. Hs. 34580a).
Zeitgenössische Berichte:
1Philipp Gumpenhuber, Répertoire de tous les Spectacles qui ont été donnés au Théâtre près de la Cour, Einträge vom 4., 6., 13., 16., 23., 30. Januar, 10. und 15. Februar 1762 (A-Wn, Mus. Hs. 34580b).
Uraufführungsort:
Werkteile
Übernahmen
keine
Quellen
keine
Literatur
Brown, Bruce Alan: Gluck als Hauskomponist für das französische Theater in Wien, in: Gluck in Wien. Kongreßbericht Wien 1987 (= Gluck-Studien 1), hrsg. von Gerhard Croll und Monika Woitas, Kassel usw. 1989, S. 89–99. ISBN/ISSN: 3761809298, 9783761809297
Brown, Bruce Alan: Gluck and the French Theatre in Vienna, Oxford 1991. ISBN/ISSN: 0193164159
Brown, Bruce Alan und Rushton, Julian: Gluck, Christoph Willibald, in: The New Grove Dictionary of Music and Musicians, Second Edition, Vol. 10 Glinka to Harp, hrsg. von Stanley Sadie und John Tyrrell, Oxford 2001, S. 24–58.
Dahms, Sibylle: Angiolini, Gasparo, in: MGG2, hrsg. von Ludwig Finscher, Personenteil, Bd. 1, Kassel usw. 1999, Sp. 719–724.
Dahms, Sibylle: Die Turquerie im Ballett des 17. und 18. Jahrhunderts, in: Tanz anderswo: intra und interkulturell, hg. von Krassimira Kruschkova und Nele Lipp, Münster 2004, 67–84.
Erstellt von: Vera Grund
Zitierhinweis:
Christoph Willibald Gluck. Sämtliche Werke, GluckWV-online, URI:
https://www.gluck-gesamtausgabe.de/id/2-02-62-0 (15.10.2024)