Vaterlandslied
GluckWV 4.2.13
Allgemeines
GGA-Band: VI/2
Wotquenne-Nummer: B.1
Werktyp: Lied
Uraufführungsort: , unbekannt
Besetzung: Singstimme; Klavier
Authentizität: authentisch
Personen
- Textdichter:
Genese
Entstehung:
Wenige Jahre vor dem Tode Glucks erschien Ende 1785 oder Anfang 1786 im Wiener Verlag Artaria eine repräsentative Ausgabe mit sieben klavierbegleiteten Oden und Liedern. Ist über das Zustandekommen auch nur wenig bekannt, so steht jedoch fest, dass die Kompositionen über Texte Friedrich Gottlieb Klopstocks schon ein gutes Jahrzehnt früher als der Sammeldruck entstanden, die Mehrzahl der Lieder bereits in den 1770er Jahren – einem Brief Glucks an Klopstock aus dem Jahre 17731 ist zu entnehmen, dass zu diesem Zeitpunkt bereits Vertonungen zu sechs Oden Klopstocks vorlagen. Einige von ihnen waren vor ihrem Erscheinen bei Artaria schon in renommierten deutschen Almanachen veröffentlicht worden: Wir und Sie sowie Schlachtgesang (beide 1774 im Göttinger Musenalmanach) sowie Die frühen Gräber (ebenda 1775). Erstmals in der Wiener Sammlung erschienen das Vaterlandslied, Der Jüngling (2. Fassung), Die Sommernacht (1. Fassung) sowie Die Neigung – wobei für letzteres die Textvorlage gar nicht von Klopstock, sondern von dem erklärten Klopstockianer Lorenz Leopold Haschka stammt. Die Artaria-Ausgabe (1785/86) wurde mehrfach nachgedruckt, zudem trugen diverse Bearbeitungen, Arrangements und Übersetzungen zu einer weit gestreuten Präsenz und Überlieferung bei.
Über zwei Oden Klopstocks liegen zwei verschiedene musikalische Fassungen Glucks vor: Die 1. Fassung zu Der Jüngling erschien bereits 1775, die 2. Fassung zu Die Sommernacht dann 1785, jeweils in Musenalmanachen – in beiden Fällen wurde der Text deutlich schlichter vertont. Die Oden-Vertonung Der Tod erschien posthum in Johann Friedrich Reichardts Sammlung Musikalischer Blumenstrauss (Berlin 1792).
Gluck selbst bezeichnete die Kompositionen als "Gesänge, welche gantz simpel genommen, und von leichter Execution seyn",1 legte gleichzeitig aber höchsten Wert auf einen angemessenen Vortrag: Die interpretatorische Komponente spielte für ihn eine nicht zu unterschätzende Rolle, wobei aufgrund des Verlustes autographer Quellen und durch das Fehlen von detaillierten Spielanweisungen in den zeitgenössischen Drucken keine autorisierten interpretatorischen Hinweise Glucks erhalten sind. Die Oden und Lieder waren nicht für eine breitere Öffentlichkeit, sondern eher für private Aufführungen vorgesehen.
Klopstock zeigte sich sehr erfreut, als er von der Vertonung seiner Texte durch Gluck erfuhr, und die beiden begegneten sich mehrfach persönlich – so unter anderem im März 1775 am Hof des badischen Markgrafen im Rastatter Schloss, wo im Beisein Klopstocks Vertonungen der Oden und Lieder von Gluck selbst gemeinsam mit seiner Nichte Nanette musiziert wurden. Von einer direkten Zusammenarbeit zwischen dem Dichter und dem Komponisten kann jedoch nicht die Rede sein.
Die Überlieferung von Odenvertonungen Glucks ist unvollständig: Erhalten sind ausschließlich jene, die noch im 18. Jahrhundert gedruckt wurden – so müssen Das große Hallelujah sowie Die todte Clarissa heute als verschollen gelten.
(Vgl. das Vorwort von Heinrich W. Schwab zu Oden und Lieder, GGA VI/2, Kassel usw. 2011.)
Zeitgenössische Berichte:
1Brief Christoph Willibald Glucks an Friedrich Gottlieb Klopstock, 14. August 1773 (D-B, Mus.ep. Gluck, C. W. 3; vgl. auch Friedrich Gottlieb Klopstock, Briefe 1773–1775, Hamburger Klopstock Ausgabe, Abteilung Briefe, Bd. VI/1, hrsg. von Anette Lüchow, Berlin–New York, 1998, Nr. 79, S. 88).
Brief Georg Wilhelm Petersens an Johann Heinrich Merck, November 1774 (wiedergegeben in: David Friedrich Strauss, Kleine Schriften, Leipzig 1862, S. 42f.).
Brief Christoph Willibald Glucks an Franz Kruthoffer, 2. März 1780 (wiedergegeben in: Georg Kinsky, Glucks Briefe an Franz Kruthoffer, Wien–Prag–Leipzig 1927, Nr. 25, S. 48).
Friedrich Justus Riedel, Über die Musik des Ritters Christoph von Gluck, Wien 1775, S. VIII–IX.
Wiener Zeitung, Nr. 95 vom 26. November 1785, S. 2740.
Allgemeine Musikalische Zeitung, Nr. 41 vom 13. Oktober 1813, Sp. 669f.
Uraufführungsort:
Werkteile
Vaterlandslied
Feurig
incipit G xF c/ 4'G4.B8A/4.''C8'B2A/4G8-B4.G8G/4.''C8C4.'A8A/4.''D
Ich bin ein deutsches Mädchen! Mein Aug' ist blau, und sanft mein Blick
Übernahmen
keine
Quellen
Musik
Handschriften
Abschrift
Das ganze Werk
Signatur: A-Wn, Mus. Hs. 19034
Fundort: A-Wn
Datierung: 18. Jh.
Qualität: Originalgestalt
Beschreibung:
Hochformat, Teil einer Sammelhs. mit sieben Liedern von Gluck, Abschrift nach dem Druck Wien 1785
Quellennachweise:
RISM Online ID no. 600141958
Signatur: A-Wn, Mus. Hs. 3448
Fundort: A-Wn
Datierung: 19. Jh
Qualität: Originalgestalt
Beschreibung:
Hochformat: 32 x 25 cm, Teil einer Sammelhs. mit sieben Liedern von Gluck, Abschrift nach dem Druck Wien 1785
Quellennachweise:
RISM Online ID no. 600114288
Signatur: D-LEm, PM 17597
Fundort: D-LEm
Datierung: letztes Drittel des 19. Jh.
Qualität: Originalgestalt
Beschreibung:
Querformat, 27 x 34 cm, Teil einer Sammelhs. mit zwei Liedern von Gluck; Abschrift nach dem Druck Berlin 1839
Quellennachweise:
RISM Online ID no. 201002166
Personen:
Drucke
Das ganze Werk
Signatur: Berlin 1794
Fundorte:
- GB-Lbl
- NL-DHgm
- US-NH
Datierung: 1794
Qualität: Originalgestalt
Überlieferungsform: Almanach
Beschreibung:
In: Dritter Musikalischer Blumenstrauss, hrsg. von Johann Friedrich Reichardt, Neue Berlinische Musikhandlung, Berlin 1794, S. 6–7
Quellennachweise:
Hopkinson 49
Signatur: Berlin 1839
Fundorte:
- A-Wgm
- B-Bc
- CH-BEl
- US-Cu
Datierung: 1839
Qualität: Originalgestalt
Beschreibung:
In: Sämmtliche 7 Lieder vom Ritter von Gluck (= Lieder und Oden von Klopstock, mit Begleitung des Pianoforte), Trautwein, Berlin 1839. Dritte Auflage des Druckes Wien 1785
Quellennachweise:
Hopkinson 49 A (c)
Signatur: Dresden 1810
Signatur: Leipzig ca. 1886
Datierung: ca. 1886
Qualität: Originalgestalt
Beschreibung:
In: Lieder und Arien von Chr. W. Gluck, hrsg. von Max Friedländer, Peters, Leipzig ca. 1886; zahlreiche Nachdrucke
Quellennachweise:
Hopkinson 49 A (cc)
Signatur: Leipzig 1917
Datierung: 1917
Qualität: Originalgestalt
Beschreibung:
In: Klopstocks Oden für eine Singstimme und Klavier, hrsg. von Gustav Beckmann (= Veröffentlichungen der Gluck-Gesellschaft), Breitkopf & Härtel, Leipzig 1917
Quellennachweise:
Hopkinson 49 A (d)
Signatur: Wien 1785
Fundorte:
- A-Wgm
- A-Wn
- A-Wst
- B-Bc
- D-LEm
- D-Mbs
- F-Pn
- GB-Lbl
- S-Sk
- US-Wc
Datierung: 1785
Qualität: Originalgestalt
Beschreibung:
In: KLOPSTOCKS / ODEN und LIEDER / beym Clavier zu Singen / in Musik gesetzt / von / HERRN RITTER GLUCK. / Cum. Priv. S. C. M. / Zu finden in Wien bey Artaria Compagnie Kunsthändlern am Michaelerplatz. / 73
S. 2–3
Quellennachweise:
Hopkinson 49 A und 49 A (a); RISM G 2897; Digitalisat (ex D-Mbs): http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb00050574-3
Literatur
Busch, Gudrun und Harper, Anthony (Hrsg.): Studien zum deutschen weltlichen Kunstlied des 17. und 18. Jahrhunderts (= Chloe. Beihefte zum Daphnis 12), Amsterdam–Atlanta, GA 1992. ISBN/ISSN: 9051833199
Chochlow, Jurij: Die Oden und Lieder Glucks, in: Gluck in Wien. Kongreßbericht Wien 1987 (= Gluck-Studien 1), hrsg. von Gerhard Croll und Monika Woitas, Kassel usw. 1989, S. 151–157. ISBN/ISSN: 3761809298, 9783761809297
Hankeln, Roman: Kompositionsproblem Klassik: antikeorientierte Versmetren im Liedschaffen J. F. Reichardts und einiger Zeitgenossen, Köln–Weimar 2011. ISBN/ISSN: 9783412202873
Koch, Klaus-Peter: Klopstock, Hamburg und die musikalische Welt, in: Klopstock und die Musik (= Jahrbuch. Ständige Konferenz Mitteldeutsche Barockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e.V 2003), hrsg. von Peter Wollny, Beeskow 2005, S. 41–60. ISBN/ISSN: 9783937788012
Lemmel, Monika: 'Das Sylbenmaß ist mein Takt gewesen!': Klopstocks Umgang mit Musikern seiner Zeit im Spiegel des Klopstock-Briefwechsels, in: Klopstock und die Musik (= Jahrbuch. Ständige Konferenz Mitteldeutsche Barockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e. V 2003), hrsg. von Peter Wollny, Beeskow 2005, S. 217–229. ISBN/ISSN: 9783937788012
Lütteken, Laurenz: Identifikationsfigur Klopstock. Der Dichter als musikalische Bezugsgröße, in: Klopstock und die Musik (= Jahrbuch. Ständige Konferenz Mitteldeutsche Barockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e.V 2003), hrsg. von Peter Wollny, Beeskow 2005, S. 31–39. ISBN/ISSN: 9783937788012
Mi-Young Kim: Das Ideal der Einfachheit im Lied von der Berliner Liederschule bis zu Brahms (= Kölner Beiträge zur Musikforschung 192), Kassel 1995.
Ruf, Wolfgang: Gluck und Klopstock, in: Chöre und Chorisches Singen. Festschrift für Christoph-Hellmut Mahling zum 75. Geburtstag, hrsg. von Ursula Kramer unter Mitarbeit von Wolfgang Birtel, Mainz 2009, S. 95–111.
Schneider, Nikolaus Joh.: Ins Ohr geschrieben. Lyrik als akustische Kunst zwischen 1750 und 1800, Göttingen 2004. ISBN/ISSN: 389244319x
Schwab, Heinrich W.: Musikbeilagen in Almanachen und Taschenbüchern, in: Almanach- und Taschenbuchkultur des 18. und 19. Jahrhunderts (= Wolfenbütteler Forschungen 69), hrsg. von York-Gothart Mix, Wiesbaden 1996, S. 167–201.
Schwab, Heinrich W.: Das 18. Jahrhundert, in: Musikalische Lyrik, Bd. 1: Von der Antike bis zum 18. Jahrhundert (= Handbuch der musikalischen Gattungen 8,1), hrsg. von Herman Danuser, Laaber 2004. ISBN/ISSN: 9783890071312
Zühlke, Hanna: Verfahren der Versvertonung in Klopstock-Liedern des 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Beitrag zur Jahrestagung der Gesellschaft für Musikforschung Halle/Saale 2015 - "Musikwissenschaft: die Teildisziplinen im Dialog", Schott Campus (online) 2016.
Zühlke, Hanna: Musik und 'poetisches Sylbenmaß' Friedrich Gottlieb Klopstocks antikeorientierter Vers im Lied von 1762 bis 1828 (= Würzburger Beiträge zur Musikforschung 5), Würzburg 2017. ISBN/ISSN: 9783826058578
Erstellt von: Yuliya Shein
Zitierhinweis:
Christoph Willibald Gluck. Sämtliche Werke, GluckWV-online, URI:
https://www.gluck-gesamtausgabe.de/id/4-02-13-0 (07.11.2024)