Rendimi alle ritorte (aus Arsace, Hamburg 1748)

GluckWV 3.1.3.2

Allgemeines

GGA-Band: VI/1

Wotquenne-Nummer: deest

Werktyp: Arie

Uraufführungsort: 23. September 1748, Hamburg, Oper am Gänsemarkt

Besetzung: Arsace, supremo generale del regno (Tenore); Archi; Cembalo

Informationen zur Uraufführung:

Ausführender: Arsace - Christoforo de Hager

Authentizität: authentisch

Personen

Genese

Entstehung:

Zur Eröffnung ihrer Spielzeit 1748 in Hamburg wurde am 23. September von der Theatergesellschaft Pietro Mingottis das Pasticcio Arsace aufgeführt, unter Glucks Leitung, der in dieser Saison als regulärer Kapellmeister der Operntruppe vorstand. Neben der Probenarbeit und der Leitung sämtlicher Aufführungen gehörte zu seinen Tätigkeiten auch die Einrichtung der angekündigten Opern für die zur Verfügung stehende Besetzung sowie die Zusammenstellung der Pasticci. Vermutlich schloss Gluck sich der Truppe im August 1748 in Hamburg an; es war bereits seine zweite Zusammenarbeit mit Mingotti - im Juni 1747 komponierte er für seine Truppe das Dramma per musica Le nozze d'Ercole e d'Ebe, das bei den Festivitäten anlässlich der wittelsbachisch-wettinischen Doppelhochzeit in Dresden aufgeführt wurde.
Die Textvorlage des Hamburger Arsace-Pasticcios basiert auf der 1715 erstandenen Dichtung Amore e maestà von Antonio Salvi, die ihrerseits auf Thomas Corneilles Tragödie Le Comte d'Essex aus dem Jahr 1678 beruht. Es ist unklar, wer der Bearbeiter des Hamburger Librettos war, eindeutig ist aber, dass der Aufbau der Rezitative auf die Version des Arsace-Textes aus dem Jahr 1737 für die Aufführungen in Venedig und Graz mit Musik von Geminiano Giacomelli zurückgeht. Die Zusammenstellung der insgesamt 18 Arien spiegelt die zeitgenössische Produktionspraxis wieder, wobei bei der Einrichtung eines Pasticcios der Bearbeiter und insbesondere die Interpreten auf bereits gesungenes Material zurückgriffen.

Aus dem Hamburger Pasticcio Arsace sind lediglich zwei Arien erhalten, welche in den zeitgenössischen Abschriften Gluck zugeschrieben werden. Eine hiervon ist die Arie des Arsace "Rendimi alle ritorte". Sie findet sich im Textbuch zu Mingottis Arsace-Produktion mit Musik von Giacomelli in Graz 1737. In diesem Zusammenhang scheint der Gedanke nahelegend, dass die hier vorgelegte unter Glucks Namen überlieferte Arie auch eine Komposition Giacomellis sein könnte. Da die Musik zur Grazer Produktion nicht erhalten ist, lässt sich dessen Autorschaft jedoch nicht verifizieren. Vergleicht man Giacomellis ausladende, sehr stark auf den hochvirtuosen Belcanto ausgerichtete Arien mit der relativ kurzen, ohne virtuose Passagen gestalteten Arie "Rendimi alle ritorte", scheint diese nicht aus seiner Feder zu stammen. Mit größerer Wahrscheinlichkeit kann man hier von einer Neukomposition oder einer Einlagearie ausgehen, die Gluck zur Arsace-Aufführung in Hamburg beigesteuert hat, vermutlich um die Titelpartie an die Fähigkeiten Christoph von Hagers anzupassen, der neben seinem großen Stimmumfang und seiner guten Gesangstechnik insbesondere für seine "Kunst der Declamation" geschätzt wurde.

Werkgeschichte:

Die Spielzeit von Pietro Mingottis Theatergesellschaft in Hamburg endete mit der Vorstellung des Pasticcios Bajazet am 7. November 1748 (am nächsten Tag gab es noch ein privates Konzert) und kurz danach brach die Truppe samt Kapellmeister Gluck Richtung Kopenhagen auf, wo am 28. November die dortige Stagione eröffnet wurde. Neben fünf weiteren Opere serie stand auch das Pasticcio Arsace auf dem Spielplan.
(Vgl. das Vorwort von Yuliya Shein zu Geistliche und weltliche Vokalmusik, GGA VI/1, Kassel usw. 2022)

Zeitgenössische Berichte:

Briefe von Marianne Pirker an ihren Mann Franz Pirker in London, Hamburg 11. und 24 September 1748 (in: Die Operisti als kulturelles Netzwerk. Der Briefwechsel von Franz und Marianne Pirker, hrsg. von Daniel Brandenburg unter Mitarbeit von Mirijam Beier, Bd. 1, Wien 2021, S. 83f. und 133).

Hamburger Relations-Courier vom 3. Oktober 1748.

Uraufführungsort:

Werkteile

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Arie "Rendimi alle ritorte"

Akt: II

Szene: 8

Moderato; V.I/II, Va., Vc., B.; Cembalo

incipit G bBE c/ 4''F{8.D6C}4'B+{8.B6F}/{q6EqF}4GF''B+{8.B6D}/4EDB+{8.B6D}/q8D4C'B8-

incipit g bBE c/ 4F8DC,4B8FF/4GF-8-B/'4ED-8DE/4C,B-

Rendimi alle ritorte, a morte mi condanna

Andante

incipit g bBE 3/4 ,4GBA/G+'ED/C+,nB'C/

In mezzo all'armi il core

Übernahmen

keine

Quellen

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Musik

Handschriften

Abschrift

Das ganze Werk

Signatur: A-Wn, Mus. Hs. 36882

Fundort: A-Wn

Datierung: 18. Jh.

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Partitur

Beschreibung:

Querformat: 24,5 x 30,5 cm, 4 S.

Quellennachweise:

RISM Online ID no. 600114322; Digitalisat: ;http://data.onb.ac.at/dtl/7536403

Signatur: D-Hs, ND VI 81g:11 (80)

Fundort: D-Hs

Datierung: 18. Jh.

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Partitur

Beschreibung:

Querformat: 23,5 x 29,5 cm, 5 S. + Titelbl., Teil einer ursprünglich mindestens elfbändigen Sammlung mit Arien aus dem Repertoire der Hamburger Gänsemarkt-Oper

Quellennachweise:

RISM Online ID no. 452507281

Personen:

Signatur: S-Skma, SO-R

Fundort: S-Skma

Datierung: vor 1783

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Partitur

Beschreibung:

Querformat: 24 x 32,5 cm, 6 S. + ein leeres Bl.

Quellennachweise:

RISM Online ID no. 190011503; Digitalisat: http://urn.kb.se/resolve?urn=urn:nbn:se:alvin:portal:record-430804

Personen:

Text

Drucke

Libretto

Das ganze Werk

Signatur: Hamburg 1748

Fundorte:

  • D-B
  • DK-Kk

Datierung: 1748

Untertyp: Libretto

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Uraufführungslibretto

Beschreibung:

ARSACE, / DRAMMA / DA RAPPRESENTARSI / IN MUSICA. / [Balken] / Arsaces, / in einem / Musicalischen / Schau = Spiele / vorgestellt. / [Balken] / Hamburg, gedruckt mit Spieringischen Schriften. / 1748.

S. (1)–10–71; italienisch/deutsch, Arie "Rendimi alle ritorte" auf S. 48–49

Quellennachweise:

Sartori 2877; Digitalisat (ex D-B): http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB00007D9600000000

Personen:

Literatur

Brandenburg, Daniel (Hrsg.): Die Operisti als kulturelles Netzwerk. Der Briefwechsel von Franz und Marianne Pirker (= Theatergeschichte Österreichs 10/8), hrsg. von Daniel Brandenburg unter Mitarbeit von Mirijam Beier, 2 Bd., Wien 2021. ISBN/ISSN: 9783700188988; 9783700189374

Müller, Erich Hermann: Gluck und die Brüder Mingotti, in: Gluck-Jahrbuch 3 (1917), hrsg. von Hermann Abert im Auftrag der Gluck-Gesellschaft, Leipzig 1917, S. 1–14.

Müller, Erich Hermann: Angelo und Pietro Mingotti. Ein Beitrag zur Geschichte der Oper im XVIII. Jahrhundert, Dresden 1917.

Theobald, Rainer: Die Opern-Stagioni der Brüder Mingotti 1730–1766, Wien 2015. ISBN/ISSN: 9783990122556

Erstellt von: Yuliya Shein
Zitierhinweis: Christoph Willibald Gluck. Sämtliche Werke, GluckWV-online, URI: https://www.gluck-gesamtausgabe.de/id/3-01-03-2 (17.04.2024)

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