Île des foux, L', Ballett zu

GluckWV 2.2.56

Allgemeines

Wotquenne-Nummer: deest

Werktyp: Ballett

Werkbezeichnung: Divertissement

Uraufführungsort: 28. Juni 1761, Schloss Laxenburg

Informationen zur Uraufführung:

Ausführende: Vincenzo Turchi und Maria Ester Boccherini, Louis Frossard und Theresa Wismar, Jean Baptiste Grandchamp und Carolina Grandchamp, Annibale Barsi und Thérèse (?) Decamp, Jacques Héloin und Adriana Giropoldi, Johann Hopp und Antoine Durval; Choreograph - Gasparo Angiolini

Authentizität: zugeschrieben (Musik verschollen)

Personen

Genese

Entstehung:

Am 28. Juni 1761 wurde Egidio Romualdo Dunis Opéra-comique L'Île des foux gezeigt, die mit einem großen Finalballett beendet wurde. Da Louise Joffroy-Bodin als Sängerin in der Opéra-comique auftrat, tanzte an ihrer Stelle Maria Ester Boccherini gemeinsam mit Vincenzo Turchi als erste Solistin. Joffroy-Bodin sprang jedoch bei einer Nachfolgeaufführung für die vermutlich erkrankte Theresa Wismar ein und trat in Oper und Ballett auf. Dank Gumpenhubers Aufzeichnungen1 kann Gasparo Angiolini zweifelsfrei als Choreograph der Aufführung identifiziert werden, wohingegen die Musik den Werken Glucks aufgrund seiner Anstellung als "Compositore von der Music zu denen Balletten" am Wiener Burgtheater in der Saison 1761/62 zugerechnet werden kann.

Egidio Dunis und Louis Anseaums L'Île des foux war erstmals am 27. Dezember 1760 an der Pariser Comédie-Italienne gezeigt worden. Diderot diente die Opéra-comique als Modell für seine Schrift Le Neveu de Rameau (1761). Es handelte sich dabei um eine Parodie auf Carlo Goldonis und Baldassare Galuppis Arcifanfano re dei matti.

Da sämtliche Wiener Vorstellungen von L'Île des foux mit dem zugehörigen Ballett beendet wurden, liegt die Vermutung nahe, dass es eine direkte Verbindung zur Handlung gab, die vor allem die verschiedenen auf die "Insel der Verrückten" verbannten Charaktere darstellte. Drastisch endet die Opéra-comique mit einer Szene, in der die "Verrückten" in ihren Zellen um ihre Freilassung bitten. Vermutlich schloss das Ballett daran an. Um ein Ballett auf das gleiche Sujet handelte es sich wohl bei dem im Jahr 1759 in Gumpenhubers Chronologie verzeichnete L'Hôpital des foux. In der Saison 1762/63 zeigte Angiolini in Wien La Maison des foux.2

2Vgl. Bruce Alan Brown, Gluck and the French Theatre in Vienna, Oxford 1991, S. 465 und 470.

Werkgeschichte:

Nach der ersten Aufführung in Laxenburg wurde die Opéra-comique mit dem Ballett am 30. Juni 1761 erstmals auf der Bühne des Burgtheaters aufgeführt, wo sie bis in den Herbst auf dem Spielplan stand (4., 7., 14., 18., 28. Juli, 2., 16. August, 9. September, 8., 29. November) , danach jedoch nicht mehr aufgenommen wurde. Erst am 19. Mai 1763 fand erneut in Laxenburg eine weitere Aufführung mit verändertem Tänzerensemble statt, wie Gumpenhubers Aufzeichnungen zu entnehmen ist. Als Solisten nennt er Louise Joffroy-Bodin, Gasparo Angiolini, Pierre Bodin und Francesco Turchi, den jüngeren Bruder des zuvor beteiligten Vincenzo Turchi. Da er jedoch bei der folgenden Aufführung am 7. Juli 1763 von der Opéra-comique "avec son Ballet lié à la Pièce" spricht, liegt die Vermutung nahe, dass die neue Choreographie zur gleichen Musik getanzt wurde. 

Zeitgenössische Berichte:

1Philipp Gumpenhuber, Répertoire de tous les Spectacles qui ont été donnés au Théâtre près de la Cour, Einträge vom 26. (sic), 30. Juni, 4., 7., 14., 18., 28. Juli, 2., 16. August, 9. September, 8. und 29. November 1761, 19. Mai und 7. Juli 1763 (A-Wn, Mus. Hs. 34580a, c).

Uraufführungsort:

Werkteile

Übernahmen

keine

Quellen

keine

Literatur

Brown, Bruce Alan: Gluck als Hauskomponist für das französische Theater in Wien, in: Gluck in Wien. Kongreßbericht Wien 1987 (= Gluck-Studien 1), hrsg. von Gerhard Croll und Monika Woitas, Kassel usw. 1989, S. 89–99. ISBN/ISSN: 3761809298, 9783761809297

Brown, Bruce Alan: Gluck and the French Theatre in Vienna, Oxford 1991. ISBN/ISSN: 0193164159

Brown, Bruce Alan und Rushton, Julian: Gluck, Christoph Willibald, in: The New Grove Dictionary of Music and Musicians, Second Edition, Vol. 10 Glinka to Harp, hrsg. von Stanley Sadie und John Tyrrell, Oxford 2001, S. 24–58.

Hárich, János: Inventare der Esterházy-Hofmusikkapelle in Eisenstadt, in: Das Haydn-Jahrbuch 9, Wien 1975, S. 5–11 und 67–125.

Erstellt von: Vera Grund
Zitierhinweis: Christoph Willibald Gluck. Sämtliche Werke, GluckWV-online, URI: https://www.gluck-gesamtausgabe.de/id/2-02-56-0 (27.03.2024)

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