Cori da cantarsi in Schloshoff

GluckWV 4.2.1

Allgemeines

GGA-Band: VI/1

Wotquenne-Nummer: deest

Werktyp: Kantate

Werkbezeichnung: Cori

Uraufführungsort: 24. September 1754, Schloss Hof (an der March), Schlosstheater

Informationen zur Uraufführung:

Ausführende: vmtl. Vittoria Tesi, vmtl. Katharina Starzer, vmtl. Theresia Heinisch, vmtl. Joseph Friebert; Chor; Orchester

Authentizität: zugeschrieben (Musik verschollen)

Genese

Entstehung:

Am 12. Oktober 1754 erschien im Wienerischen Diarium1 eine ausführliche Beschreibung des vom 23. bis 26. September 1754 dauernden Festes, welches Joseph Friedrich Prinz von Sachsen-Hildburghausen im Zusammenhang mit dem Besuch der Kaiserfamilie in seiner Sommerresidenz Schloss Hof veranstaltet hat. Am ersten Tag der Festlichkeit wurden zur Begrüßung der eintreffenden kaiserlichen Familie das Componimento drammatico Il vero omaggio und abends das Dramma per musica L'isola disabitata (beide von Pietro Metastasio mit Musik von Giuseppe Bonno) gegeben. Am nächsten Tag wurde als Einleitung zum Ball im chinesischen Stil Metastasios Componimento drammatico Le cinesi mit Musik von Gluck uraufgeführt. Am Nachmittag davor veranstaltete der Gastgeber am Marchufer eine groß inszenierte Jagd. Dort wurden aufwändige, von dem Bühnenbildner und Architekten Giovanni Maria Quaglio entworfene Kulissen errichtet; auf dem Wasser befand sich eine Flottille von geschmückten Schiffen, wobei eines von ihnen "mit einem Chor von etlich und 50. musicalischen Virtuosen, nebst vielen sehr habilen Sing=stimmen besetzt" war. "Sobald also Ihro Kaiserl. Königl. Majestäten Dero Schif betratten, fienge die Music an, sich hören zu lassen, und Allerhöchst=Dieselbe, mittelst Absingung derer expressé hierzu componirten und Dero Vollkommenheiten vorstellenden Chöre zu bewillkommen."

Die Musik zu diesen Chören ist nicht überliefert, aus dem erhaltenen Libretto wird jedoch ersichtlich, dass die Autoren dieser Komposition Gluck und Bonno waren. Gemäß dem Textbuch handelt es sich um fünf Einheiten, die jeweils einander abwechselnde Ensemble- und Solo-Nummern enthalten und somit ein kantatenartiges Gebilde darstellen. Es sind von Metastasio eingerichtete Huldigungstexte, die überwiegend aus seinen früheren Dichtungen stammen: Coro I. "O care selve" geht auf eine Szene aus L'olimpiade zurück, Coro II. "Lungi lungi, fuggite fuggite" auf Achille in Sciro und die Cori III. "Dir che ne' lumi tuoi" und IV. "Qual'astro, qual lume" auf die Festa teatrale Il tempio dell'eternità. Auch die neuen, inhaltlich auf die anwesende Monarchin Maria Theresia zugeschnittenen Texte stammen von Metastasio. Über die Ausführenden verrät das Textbuch nichts. Möglicherweise waren die Solo-Abschnitte auf die in Schloss Hof zur Verfügung stehenden und bei den obengenannten Opernaufführungen aufgetretenen Sängerinnen und Sänger verteilt. Bei den Chorsängern handelte es in der Mehrzahl um "Bauern, Bäuerinnen, und Kinder" aus der Umgebung, die laut dem Bericht im Wienerischen Diarium zur Mitgestaltung des Festes einbezogen wurden. Über die Orchesterbesetzung bei den Cori lässt sich nur spekulieren. Womöglich waren an der Instrumentalbegleitung neben anzunehmendem Streicherapparat auch die in der Zeitungsnachricht in einem anderen Zusammenhang des Festverlaufs erwähnten "Waldhörner, Trompeten, Flutes-traversieren, und Hautbois" beteiligt. Wie oben erwähnt, ist die Musik zu den Cori da cantarsi in Schloshoff nicht erhalten, daher ist auch nicht feststellbar, ob es sich dabei um Neukompositionen von Gluck und Bonno oder möglicherweise um Bearbeitungen früherer Werke handelte.
(Vgl. das Vorwort von Yuliya Shein zu Geistliche und weltliche Vokalmusik, GGA VI/1, Kassel usw. 2022.)

Zeitgenössische Berichte:

1Wienerisches Diarium, Nr. 82 vom Samstag den 12. Oktober 1754, Extrablatt.

Mercure de France, Dezember 1754, Paris 1754, S. 188–192: 189.

Carl Ditters von Dittersdorf, Lebensbeschreibung. Seinem Sohne in die Feder diktiert, hrsg. von Karl Spazier, Breitkopf & Härtel, Leipzig 1801, S. 63–74 (Beschreibung des Festes in Schloss Hof).

Uraufführungsort:

Werkteile

Alle öffnen Alle schließen

Coro I.: "O care selve"

Coro II.: "Lungi lungi, fuggite fuggite"

Coro III.: "Dir che ne' lumi tuoi"

Coro IV.: "Qual'astro, qual lume"

Coro V.: "Sorgete pastori"

Übernahmen

keine

Quellen

Alle öffnen Alle schließen

Text

Drucke

Libretto

Das ganze Werk

Signatur: Wien 1754

Fundorte:

  • A-Wn

Datierung: 1754

Untertyp: Libretto

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Uraufführungslibretto

Beschreibung:

CORI / DA CANTARSI / IN SCHLOSHOFF, / IN OSSEQUIO / DEGLI / AUGUSTISSIMI / REGNATI. / [Vignette] / La Musica del primo e terzo Coro è del Sigre Cristo- / foro Gluck. / La Musica del secondo e quatro Coro è del Sigre Giu- / seppe Bonno, Compositore delle Maestà Loro Impe- / riali. / VIENNA PER IL VAN GHELEN. / [Balken]

14 S.; italienisch

Quellennachweise:

Digitalisat (ex A-Wn): http://data.onb.ac.at/ABO/%2BZ206296009

Personen:

Literatur

Croll, Gerhard: "Fundort Sammelband". Zwei unbekannte "Cori" von Christoph Willibald Gluck, in: Im Dienst der Quellen zur Musik: Festschrift Gertraud Haberkamp zum 65. Geburtstag, hrsg. von der Bischöflichen Zentralbibliothek Regensburg durch Paul Mai, Tutzing 2002, S. 371–379. ISBN: 3795210690, 9783795210694; auch in: Gerhard Croll. Gluck-Schriften. Ausgewählte Aufsätze und Vorträge 1967-2002 (= Gluck-Studien 4), hrsg. von Irene Brandenburg und Elisabeth Richter, Kassel usw. 2003, S. 129–135. ISBN/ISSN: 3761816065, 9783761816066

Erstellt von: Yuliya Shein
Zitierhinweis: Christoph Willibald Gluck. Sämtliche Werke, GluckWV-online, URI: https://www.gluck-gesamtausgabe.de/id/4-02-01-0 (18.04.2024)

Zurück zur Liste