Sinfonie in F-Dur (7.4.4 Incerta)

GluckWV 7.4.4

Allgemeines

GGA-Band: V/2

Wotquenne-Nummer: 2D.8

Werktyp: Sinfonie

Werkbezeichnung: Sinfonia

Uraufführungsort: , unbekannt

Besetzung: Ob.I/II; Cor.I/II; V.I/II, Va., Vc., B.; Cembalo

Authentizität: zweifelhaft

Genese

Entstehung:

Zeitpunkt und Umstände der Entstehung sind unbekannt. Die Sinfonie wird Gluck und Jan Křtitel Jiří Neruda zugeschrieben. Unter Glucks Namen ist die Sinfonie erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts tradiert. Allerdings wird im historischen Katalog des Archivs der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien unter der Signatur XIII 1310 auf einen verschollenen, wahrscheinlich zeitgenössischen, Gluck zugeordneten Stimmensatz der Sinfonie hingewiesen. Dieser wiederum kann die Vorlage für die älteste der erhaltenen Abschriften unter Glucks Namen (B-Bc, X 8035) geboten haben. Als alternativer Autorenname ist "Neruda" in einer zeitgenössischen Abschrift überliefert (D-B, SA 2059 (2)). Dieses Manuskript ist Teil der Sammlung Carl Jacob Christian Klipfels, die u. a. Musikalien für das Amateurorchester der Meißner Porzellanmanufaktur enthält, in der selbst von 1741 bis zu seinem Umzug nach Berlin 1763 als Maler arbeitete. Er war einer der Gründer und Mitglied des Meißner Collegium musicum und kümmerte sich um dessen Repertoire, wobei er von zahlreichen Werken, u. a. auch von Sinfonien, Kopien anfertigte. Seine Bezugsquelle war offensichtlich Dresden, was sich in zahlreichen Werken überwiegend in und um Dresden wirkender Komponisten in Klipfels Sammlung widerspiegelt. Jan Křtítel Jiří Neruda (zwischen 1707 und 1711–1776), der 1741 nach Dresden kam und dort zunächst im Dienst des Grafen Friedrich August Rutowsky und dann als Mitglied der Hofkapelle wirkte, ist in der Sammlung mit fünf ihm zugeordneten Sinfonien vertreten. Diese zeitliche und räumliche Nähe der Abschriften zum vermuteten Autor ist ein wichtiger Hinweis – Klipfel hätte seine Vorlagen also direkt vom Komponisten erhalten können. Dennoch ist diese Überlegung nicht belegbar und somit nicht stark genug, um Gluck als Autoren dieser Sinfonie zweifelsfrei auszuschließen. Auch auf stilistischer Ebene lassen sich keine eindeutigen Argumente für eine gesicherte Autorschaft vorbringen: Die Sinfonie ist nach dem Typus einer italienischen Opernouvertüre komponiert und weist keine einem bestimmten Komponisten zuzuschreibenden Besonderheiten auf. Die Autorschaft der Sinfonie in D-Dur GluckWV 7.4.4 bleibt dementsprechend zunächst zu diskutieren.
(Vgl. das Vorwort von Yuliya Shein zu Sinfonien / Einzelne Instrumentalstücke, GGA V/2, Kassel usw. 2018.)

Uraufführungsort:

Werkteile

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Allegro assai

Allegro assai; V.I/II, Va., Vc., B.; Ob.I/II; Cor.I/II; Cembalo

incipit G bB c/ 4F+{6F''C'A''C}{8'FCAF}/{''C'A''FC}A-4-/4'F+{6F''D'B''D}{8'FDBF}/{''D'B''FD}B-4-/

Larghetto

Larghetto; V.I/II, Va., Vc., B.; Cembalo

incipit G bBE 6/8 {8.''F6G8F}{6FEDC'B''bA}/{8.G6bA8G}{6GFEDCB}/q6B{6nAGFEDC}{8''B'B}6-''A/{8B'B}-4-8-/

Presto

Presto; V.I/II, Va., Vc., B.; Ob.I/II; Cor.I/II; Cembalo

incipit G bB 3/8 8''F4C/8A4C/{6'FC}{8C,B}/q8B4A8-/(6''{DC'B})4B/(6''{C'BA})4A/(6{BAG})4G/q8G4A8-/

Übernahmen

keine

Quellen

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Musik

Handschriften

Abschrift

Das ganze Werk

Signatur: A-Wgm, XIII 1310 (verschollen)

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Stimmen

Beschreibung:

6 Stimmen

Personen:

Signatur: B-Bc, X 8035

Fundort: B-Bc

Datierung: Mitte oder zweite Hälfte des 19. Jh.

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Partitur

Beschreibung:

Querformat: 17,3 x 22,5 cm, S. 125–147, Teil einer Sammelhs. mit elf Gluck zugeschriebenen Sinfonien

Personen:

Signatur: CH-BEl, SLA-Mus-JL MLHs 38/6

Fundort: CH-BEl

Datierung: Ende des 19. Jh.

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Partitur

Beschreibung:

Querformat: 23 x 29 cm, S. 121–144, Abschrift nach B-Bc, X 8035, Teil einer Sammelhs. mit elf Gluck zugeschriebenen Sinfonien

Quellennachweise:

Lengsdorf 1, S. 20; Lengsdorf 2, S. 11; RISM Online ID no. 400110737

Personen:

Signatur: D-B, SA 2059 (2)

Fundort: D-B

Datierung: vor 1763

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Partitur

Beschreibung:

Hochformat: 33,5 x 21 cm, Bl. 6–10, Teil einer Sammelhs. mit zwei Sinfonien von Neruda und Johann Gottlieb Graun (GraunWV A:XII:13), Meißner Provenienz, danach Sing-Akademie zu Berlin

Quellennachweise:

RISM Online ID no. 469205902; Digitalisat: http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB000170F200020000

Personen:

Signatur: F-Pn, Ac.e10.1077

Fundort: F-Pn

Datierung: Ende des 19. oder Anfang des 20. Jh.

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Partitur

Beschreibung:

Querformat, S. 151–171, Abschrift nach B-Bc, X 8035, Teil einer Sammlung mit neun Gluck zugeschriebenen Sinfonien

Personen:

Signatur: US-Wc, M 1505. G55

Fundort: US-Wc

Datierung: 1926

Qualität: Originalgestalt

Überlieferungsform: Partitur

Beschreibung:

Teil einer 5-bändigen Sammelhs. mit Abschriften einzelner Nummern folgender Werke Glucks: Demofoonte, Il Tigrane, La Sofonisba, Ipermestra, L'Ippolito, La Semiramide riconosciuta, La clemenza di Tito, L'innocenza giustificata, Orfeo ed Euridice, Alceste, Armide sowie einzelner Arien (Lampugnani, Gluck, Bernasconi, unbekannt) aus dem Pasticcio Arsace (Mailand 1743), der Arien "Che legge spietata", "Per tutto il timore" und "Padre rammenta" nicht gesicherter Autorschaft sowie der Arie "Sparge al mare" (Merope, Rom 1740) von Giuseppe Scarlatti, Abschriften nach F-Pn, D 4712–4715, zudem Abschriften von neun Sinfonien

Personen:

Literatur

Chen, Jen-yen: The Sachsen-Hildburghausen Kapelle and the Symphonies of Christoph Willibald Gluck, in: Ad Parnassum. A Journal on Eighteenth- and Nineteenth-Century Instrumental Music, Bd. 1, Nr. 2, Oktober 2003, Bologna 2003, S. 81–109. ISSN: 17223954; auch in: Gluck, hrsg. von Patricia Howard, Farnham – Burlington 2015, S. 73–101. ISBN/ISSN: 9781472443205

LaRue, Jean: Gluck or Pseudo-Gluck?, in: Die Musikforschung 17, Heft 3, Kassel usw. 1964, S. 272–275. ISBN/ISSN: 00274801

Springthorpe, Nigel: Porcelain, Music and Frederick the Great: A Survey of the Klipfel Collection in the Sing-Akademie, Berlin, in: Royal Musical Association Research Chronicle 46, Abingdon 2015, S. 1–45.

Erstellt von: Yuliya Shein
Zitierhinweis: Christoph Willibald Gluck. Sämtliche Werke, GluckWV-online, URI: https://www.gluck-gesamtausgabe.de/id/7-04-04-0 (28.03.2024)

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