Hermanns Schlacht
GluckWV 7.1.5
Allgemeines
Werktyp:
Uraufführungsort: , unbekannt
Authentizität: geplant
Personen
- Textdichter:
Genese
Entstehung:
Friedrich Gottlieb Klopstock war bereits seit 1768 auf der Suche nach Komponisten, die die Bardengesänge seiner Hermanns Schlacht vertonen könnten. Der kaiserliche Legationsrat Ignaz Matt empfahl hierfür Gluck und überreichte diesem bei einem Besuch im Herbst 1768 gemeinsam mit Joseph von Sonnenfels mindestens zwei Gesänge. Es schloss sich ein inhaltlicher Austausch zwischen Textdichter und Komponist an, vorerst über Matt. 1769 erschien Klopstocks Dichtung unter dem Titel Hermanns Schlacht. Ein Bardiet für die Schaubühne im Druck. Gluck erhielt hiervon in der zweiten Jahreshälfte ein Exemplar und das vollständige Gedicht erregte sein großes Interesse, sodass er bekundete, die Musik hierzu komponieren zu wollen.
Nachdem Gluck bereits einige Oden Klopstocks vertont hatte, ließ dieser nachfragen, ob Gluck auch die Bardengesänge der Hermanns Schlacht in Musik gesetzt habe. Gluck vertröstete ihn jedoch: Die von ihm komponierten Gesänge müssten, um zu gefallen, auf eine Art vorgetragen werden, die in Berlin und Hamburg noch nicht verbreitet sei (Antwortbrief vom 14. August 1773).1 Er bekundete seine große Verehrung für Klopstock und schlug für das darauffolgende Jahr ein gemeinsames Treffen in Wien oder Hamburg vor, bei dem er seine Vertonungen der Bardengesänge sowie auch einiger erhabener Oden vorsingen wolle. Einfache Oden und Lieder schickte er Klopstock direkt zu; eine Anzahl von ihnen konnte noch zu Lebzeiten Glucks im Druck erscheinen. Es kam zu zwei Treffen (im November 1774 in Karlsruhe sowie im März 1775 in Rastatt), es sind jedoch keinerlei Notate zum Bardiet Hermanns Schlacht bekannt. Trotz Nachfragen durch Franz Kruthoffer (1777) sowie Klopstock selbst (1778 und 1780) versandte Gluck keine entsprechenden Niederschriften, obwohl Zeitgenossen berichteten, dass Gluck ihnen bei Besuchen Klopstocks Bardengesänge selbst vorsang.2 Schriftlich ist hierzu jedoch nichts erhalten und vermutlich auch nie existent gewesen.
Carl Friedrich Cramer schrieb kurze Zeit vor dem Tod des Komponisten: "Gluck hatte sich das Nämliche [die Vertonung von Hermanns Schlacht] als den höchsten, lezten Flug seines Genius, vorgesezt. Ich weis durch sichere Nachrichten, daß er die Gesänge aus der Hermannsschlacht schon beynahe alle in seinem Kopfe skizzirt gehabt. Seine Art zu schreiben aber, bey der er seinem unermeßlichen Gedächtnisse zuviel zutraute, und oft eine ganze Oper im Kopfe erst fertig machte, ehe er sie niederschrieb, hat verursacht, daß auch keine Zeile von diesen Compositionen zu Papier gekommen ist. Unschlüssig noch zuweilen über die Wahl der Werkzeuge zur Begleitung, (denn er war unter andern darauf bedacht, ganz neue Gattungen von Blasinstrumenten hierzu zu erfinden,) behielt er auch was er von diesen Bardengesängen componirt hatte, nur auswendig bey sich; so daß Alter und Krankheit jezt dem ehrwürdigen Greise die Gedanken verwischt haben, die sein Geist empfing; und, ach! das unsterblichste seiner Werke – denn das wärs sicher geworden! – für Deutschland verloren geht".3
(Vgl. Daniel Brandenburg, Briefe und Dokumente, GGA VII/3, Kassel usw. 2023, Brief Nr. 26, 44, 88, 118, 144, 178, 211; Gerhard und Renate Croll, Gluck. Sein Leben. Seine Musik, Kassel usw. 2010, S. 264ff.)
Zeitgenössische Berichte:
1Brief Christoph Willibald Glucks an Friedrich Gottlieb Klopstock in Hamburg, 14. August 1773, Wien (D-B, Mus. ep. Ch. W. Gluck 3).
Brief Christoph Willibald Glucks an Franz Kruthoffer in Paris, 31. Januar 1777, Wien (abgedruckt in: Auktionskatalog Stargardt 652, 19. September 1992, S. 233).
Brief Friedrich Gottlieb Klopstocks an Gluck in Wien, 16. März 1778, Hamburg (A-Gla, Hs. 1506/2; vgl. auch Friedrich Gottlieb Klopstock, Briefe 1776–1782, Hamburger Klopstock Ausgabe, Abteilung Briefe, Bd. VII/1, hrsg. von Helmut Riege, Berlin, 1982, S. 96).
3Carl Friedrich Cramer, Vorrede zu Flora. Erste Sammlung, Kiel 1778, S. XIVf.
Brief Christoph Willibald Glucks an Friedrich Gottlieb Klopstock in Hamburg, 10. Mai 1780, Wien (D-B, Mus. ep. Ch. W. Gluck 4).
Allgemeiner Theater-Allmanach von Jahr 1782, Gerold, Wien 1782, Verzeichnis der Wiener Theaterkomponisten und ihrer Werke, S. (177).
2Allgemeine musikalische Zeitung, Nr. 41, 1813, Sp. 669f.
Uraufführungsort:
Werkteile
Übernahmen
keine
Quellen
keine
Literatur
Croll, Gerhard und Croll, Renate: Gluck. Sein Leben. Seine Musik, Kassel usw. 2010. ISBN/ISSN: 9783761821664
Erstellt von: Yuliya Shein
Zitierhinweis:
Christoph Willibald Gluck. Sämtliche Werke, GluckWV-online, URI:
https://www.gluck-gesamtausgabe.de/id/7-01-05-0 (10.12.2024)